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Wochenblätter erinnern an Königin Elisabeth II.

19. Sep. 2022

Die meisten Autoren sowie eine ihrer Kolleginnen zollen der verstorbenen Monarchin ihren uneingeschränkten Respekt. Allerdings äußern sich einige Stimmen hinsichtlich des Wertes einer Monarchie in modernen Demokratien auch deutlich skeptisch.

Das Vereinigte Königreich sei eines der letzten Länder, in denen die Monarchie nach wie vor einen wichtigen Faktor bilde, notiert Tamás Maráczi in Mandiner. Der Autor sieht ihre Bedeutung in der Tatsache, dass sie stabile Werte in einer Welt vertrete, in der quasi täglich an Gewissheiten gerüttelt werde. Königin Elisabeth II. habe sich durch Bescheidenheit und Freundlichkeit hervorgetan und den einfachen Bürgern signalisiert, dass sie nicht allein seien.

Königin Elisabeth habe Großbritannien verwaist hinterlassen, beobachtet Barnabás Szabó. In seinem in Jelen erschienenen Nachruf fügt der Verfasser jedoch hinzu, dass sie eine populäre Monarchie zurückgelassen habe, die sich an die Bedürfnisse der neuen Zeit anpassen könne. Es lasse sich kaum eine Führungspersönlichkeit finden, deren Verdienste sowohl vom Generalsekretär der Vereinten Nationen als auch von der deutschen Fußballnationalmannschaft sowie von Apple in ähnlicher Weise gewürdigt werden.

Gergely Egedy beschreibt die 70 Thronjahre von Königin Elisabeth als Verkörperung der Kontinuität im Hinblick auf unsere eigene Vergangenheit – einer Vergangenheit, die für Werte stehe, die durch die, wie der Magyar Hang-Kolumnist sie nennt, „grausame Welt des 21. Jahrhunderts“ korrumpiert werden. Aktuell stelle sich die Frage, ob eine Fortsetzung dieses Erbes möglich sei.

Eher skeptisch äußert sich Melinda Pál. Es sei absurd, so die Autorin in Magyar Narancs, wenn angeblich republikanische und demokratische Politiker um eine Monarchin trauern. Immerhin stelle die von ihr vertretene Tradition doch einen reinen Anachronismus dar, gibt Pál zu bedenken. Allerdings konzediert sie, dass die Königin sehr beliebt gewesen sei – und obwohl ihre Nachfolge wie am Schnürchen umgesetzt werde, dürfte die Welt nach ihrem Tod nicht mehr dieselbe sein.

In einem noch bissigeren Stil beschreibt András Bencsik England als ein Land, das sich bereits selbst aufgegeben habe und dessen wichtigste Städte von mehr Einwanderern als Briten bewohnt werden. Vom alten England geblieben seien „Fish and Chips sowie der unantastbare Luxus der königlichen Familie“, ätzt der Chefredakteur des Wochenmagazins Demokrata. Der neue König sei inthronisiert worden, schreibt Bencsik und fügt an: „So viel zu den unbedeutenden Dingen.“ Was der Publizist hingegen für bedeutend hält, ist der Sieg der Fidesz bei den Nachwahlen in einem Budapester Stadtbezirk am Sonntag der Vorwoche.

In einer weiteren stark antimonarchistisch gefärbten Kolumne – verfasst für Heti Világgazadaság – beschreibt Sándor Révész Königin Elisabeth II. als völlig unbedeutende Akteurin und gerade deshalb als perfekte Monarchin in einer Demokratie. Sobald ein Monarch oder eine Monarchin jedoch unbedeutend sein muss, um seine beziehungsweise ihre wahre Rolle spielen zu können, hält der Autor die Monarchie für nicht mehr sehr sinnvoll.

Ein anderer liberaler Autor schätzt dagegen das unbestreitbare Bemühen von Königin Elisabeth um Repräsentanz der Nation in ihrer Gesamtheit. Genau das sei laut ungarischer Verfassung die Aufgabe des Präsidenten oder der Präsidentin der Republik, erinnert János Széky in Élet és Irodalom. Da die Präsidenten jedoch von der politischen Mehrheit gewählt werden, könne man von ihnen nur schwerlich erwarten, dass sie alle ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger vertreten. Königin Elisabeth sei in ihrem Bemühen so erfolgreich gewesen, dass die Briten kaum jemals wieder einen solchen Monarchen, respektive eine solche Monarchin, bekommen werden, gibt sich Széky skeptisch.

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