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Transparency International: Ungarn korruptester EU-Staat

2. Feb. 2023

Laut dem jüngsten alljährlich erstellten Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International (TI) ist Ungarn das korrupteste Land innerhalb der Europäischen Union. Naturgemäß gehen die Meinungen über diese Einstufung weit auseinander.

Ottó Gajdics bezweifelt rundweg die Objektivität des Rankings. In den Augen des regierungsnahen Kommentators der Tageszeitung Magyar Nemzet ist Transparency International eine der wichtigsten NGOs des „Soros-Netzwerks“. Sie solle die ungarische Regierung schwächen. Ungarn wird laut Gajdics dafür bestraft, dass es sich gegen illegale Einwanderung, „Gender- und LGBTQ-freundliche Propaganda“ sowie eine „multikulturelle weltumspannende Regierungsführung“ wehre. Gajdics stimmt mit der ungarischen Führung darin überein, dass TI eher die EU-Spitze in Brüssel überwachen solle, wollte die Organisation tatsächlich einen angemessenen Bericht über die Korruption innerhalb der EU abgeben. Abschließend weist er darauf hin, dass die Oppositionsparteien bei den Parlamentswahlen im vergangenen April vier Milliarden Forint von ausländischen Spendern, darunter George Soros, erhalten haben.

Auf der Website von Magyar Hang zeigt sich István Dévényi keineswegs überrascht, dass die Regierung und ihre Medien versuchen würden, die Objektivität von Transparency International mit dem Vorwurf in Zweifel zu ziehen, die NGO vertrete die Agenda von George Soros. Traurig, dass Ungarn als das korrupteste Land der EU eingestuft worden sei, so der regierungskritische konservative Kolumnist. Noch beunruhigender findet er jedoch, dass die Anhänger der Regierung nicht einmal hinter der Bereicherung seitens regierungsnaher Oligarchen Korruption erkennen könnten.

Mátyás Kohán hält die Analyse von Transparency International für methodisch fehlerhaft. Auf Mandiner stellt der konservative Blogger fest, dass das Ranking auf einer Handvoll subjektiver Korruptionsberichte beruhe. Deshalb sei Ungarn im Vergleich zum letzten Jahr um 13 Ränge zurückgefallen, was mit Sicherheit absurd sei. Kohán führt die schlechte Bewertung des Landes auf die tägliche Diskussion über angebliche Korruption in den ungarischen Medien zurück, die den subjektiven Eindruck erwecke, Ungarn sei ein korrupter Staat. In einem Nebensatz ergänzt Kohán: TI ignoriere die Korruption innerhalb von Nichtregierungsorganisationen.

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