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Fauxpas des Generalstabschefs zum Thema Zweiter Weltkrieg

13. May. 2023

Ein Regierungskritiker räumt ein, dass der neue ungarische Generalstabschef ein kompetenter Soldat sei. Seine kürzlichen Äußerungen über den Zweiten Weltkrieg jedoch bezeichnet er als nicht hinnehmbar.

Der neu ernannte Generalstabschef Gábor Böröndi erläuterte jüngst gegenüber dem öffentlichen Fernsehsender M1 die auf einen Frieden in der Ukraine drängende Haltung der Regierung. Demnach sei nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen im Jahre 1939 ein „lokaler Krieg“ zu einem weltweiten Flächenbrand ausgeartet, da keinerlei friedensstiftende Maßnahmen ergriffen worden seien, um dessen Ausbreitung zu stoppen. Daraufhin wandte sich der polnische Botschafter in Ungarn in einem offenen Brief an den General. Botschafter Sebastian Kęciek wies darauf hin, dass der Zweite Weltkrieg ja gerade durch die zu lange währende Geduld zahlreicher Staaten gegenüber Hitlers Eroberungen verursacht worden sei. Europa sollte angesichts der dreisten russischen Aggression gegen die Ukraine „an der Seite des Opfers stehen, anstatt sich auf die Seite des Aggressors zu schlagen“, empfahl der polnische Spitzendiplomat. Am Freitagabend veröffentlichte die ungarische Armee Fotos von einer Begegnung des Botschafters mit dem Generalstabschef. In einem gemeinsamen Kommuniqué stellte General Böröndi „klar, dass er nicht beabsichtigt, die Rolle Polens als Hauptopfer des Zweiten Weltkriegs in Frage zu stellen“.

Auf der Webpräsenz der Wochenzeitung Magyar Hang zitiert Benedek Ficsor Experten, die General Böröndi für kompetenter halten als seinen Vorgänger. Allerdings, so der Kommentator, folge der neue Generalstabschef der Propagandalinie der Regierung und leugne geschichtliche Fakten. Wie könnten die Ungarn einem führenden Militär vertrauen, der „entweder grundlegende Tatsachen ignoriert oder einfach lügt“? Auch verweist Ficsor darauf, dass General Böröndi bei seiner Ernennung vor dem zuständigen Parlamentsausschuss erklärt habe, er wolle den Streitkräften die „skythische Mentalität und die nukleare Abschreckung“ zurückgeben. Der Kommentator verspottet diese Aussage als total sinnfrei und titelt seine Kolumne mit sarkastischen Worten: „Böröndy hat die skythische Atombombe abgeworfen.“ Ein höchstwahrscheinlich begabter Soldat habe sich damit lächerlich gemacht, schlussfolgert Ficsor.

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