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Streit um die internationale Ausrichtung Ungarns

12. Jul. 2023

Nach Einschätzung eines unabhängigen Kolumnisten sympathisiert die Mehrheit der Ungarn mit Russland. Ein regierungsnaher Historiker dagegen glaubt, dass sie einfach vom Westen enttäuscht worden seien.

In einem Mitte Juni für Index verfassten Aufsatz hatte Róbert Puzsér die Frage gestellt, warum die Ungarn dazu neigen würden, sich auf die Seite Russlands zu stellen, obwohl eine solche Freundschaft offensichtlich nachteilig sei – insbesondere im Vergleich zu den Vorteilen, die die westliche Gemeinschaft biete. Seiner Meinung nach sind die Ungarn daran gewöhnt, sich als Opfer einer ungerechten Behandlung durch Großmächte zu stilisieren. Um diese Sicht zu bestätigen, suchten sie bewusst nach Verlustlösungen. So werde ihre falsche Vorstellung vom Schicksal Ungarns zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, notiert Puzsér.

Fast einen Monat später antwortet der Historiker Áron Máthé, dass Ungarn in der Tat von den Großmächten ungerecht behandelt worden sei, zum Beispiel im Falle des Friedensvertrags von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg. Nichtsdestotrotz hätten die Ungarn Ende der 1980er Jahre und auch später an vorderster Front der pro-westlichen Machtwechsel in Osteuropa gestanden, schreibt Máthé ebenfalls auf Index. Ungarn sei jedoch von lediglich zweitklassigen Investoren aus dem Westen zum Abgreifen von Dividenden benutzt worden. Auch habe der Westen die ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern nicht unterstützt, beklagt der Autor und fährt fort: Die Ungarn hätten sich keineswegs auf die Seite Russlands geschlagen, sie seien nur desillusioniert und versuchten, sich um nichts anderes als ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

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