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Volkszählung: Ungarn sind weniger religiös

30. Sep. 2023

Kommentatoren interpretieren die in dieser Woche veröffentlichten Daten der jüngsten Volkszählung höchst unterschiedlich.

Laut den detaillierten Ergebnissen der jüngsten landesweiten Volkszählung gaben von den 9,6 Millionen Ungarn etwa 4,2 Millionen (43,7 Prozent) an, einer Kirche oder Religionsgemeinschaft anzugehören. 2011 waren es noch 5,43 Millionen (54,7 Prozent). 40 Prozent der Befragten entschieden sich, die Frage nach ihrer Religionszugehörigkeit nicht zu beantworten.

Tamás Rónay interpretiert die Ergebnisse der Volkszählung als absolute Pleite für die offizielle Regierungsideologie, wonach Ungarn ein christliches Land sei. In einem Artikel für Népszava weist er darauf hin, dass die Katholische Kirche in den letzten zwanzig Jahren fast die Hälfte ihrer Gläubigen verloren habe, während die lutherischen und calvinistischen Gemeinden ebenfalls geschrumpft seien – um 17 Prozent. Der linksorientierte Kommentator führt diesen Trend auf die regierungsnahe Haltung der führenden ungarischen Kirchen zurück.

Balázs Pintér dagegen hält dieses Triumphgeschrei von links für unbegründet. In Magyar Nemzet räumt er ein, dass die Kirchen in der westlichen Welt Gläubige verlören. Dennoch hält es der Kolumnist für sicher falsch, die 40 Prozent, die sich „enthalten“ haben, zu den Nicht-Gläubigen zu zählen. Unter ihnen könne es sowohl Gläubige als auch Atheisten geben. Pintér rät deswegen, nur diejenigen zu berücksichtigen, die auf die Frage nach ihrer Religionszugehörigkeit geantwortet hätten. Und da 73 Prozent von ihnen nach eigenem Bekunden (meist christliche) Gläubige seien, kann man seiner Meinung nach mit Fug und Recht behaupten, dass Ungarn nach wie vor ein christliches Land sei.

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