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Erwartungen der Wochenpresse für 2024

8. Jan. 2024

Oppositionsnahe Kommentatoren malen ein düsteres Bild hinsichtlich der politischen Zukunft Ungarns, während ihre Kollegen von der Gegenseite hoffen, dass das Land die Schwierigkeiten der letzten zwei Jahre überwunden hat.

In seiner wöchentlichen Kolumne für Magyar Hang äußert sich der Umweltsoziologe András Lányi überzeugt davon, dass der Fidesz bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni dieses Jahres einen überwältigenden Sieg einfahren werde. Dabei machten die überzeugten Fidesz-Anhänger nur etwa ein Viertel der ungarischen Bevölkerung aus. Folglich dürfte laut Lányi der Wahlausgang von denjenigen bestimmt werden, die angesichts einer nicht vorhandenen attraktiven Führungspersönlichkeit auf Seiten der Opposition für die Regierung stimmen würden. Der Kolumnist schließt nicht einmal aus, dass dem Fidesz sogar in der Hauptstadt ein Sieg über die Opposition gelingen könnte, und zwar durch dessen Unterstützung für den Verkehrsexperten David Vitézy, den die LMP für das Amt des Budapester Oberbürgermeisters vorschlagen würde. Ein solcher Schock könnte die Wähler der Opposition endlich aufwecken und diejenigen Oppositionsparteien hinwegfegen, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen seien.

Im Wochenmagazin Heti Világgazdaság gibt sich auch Árpád W. Tóta überzeugt, dass der Fidesz die Wahlen zum Europäischen Parlament sicher gewinnen werde. Grund dafür sei hauptsächlich die finanzielle Überlegenheit der Regierungsseite. Allerdings lässt Tóta auch die Schwachstellen der Opposition nicht unerwähnt. Lediglich zwei Oppositionsparteien hätten eine reelle Chance, bei den Europawahlen die Fünfprozenthürde zu überwinden. Der Kolumnist rät, dass sich die unterschiedlichen Kräfte der Opposition zu einer einzigen Partei zusammenschließen sollten. Diese Partei müsste dann ihren verschiedenen Strömungen weitgehende Autonomie zugestehen. Jedoch hält Tóta die Demokratische Koalition als stärkste Kraft für nicht für integrativ und tolerant genug, um die anderen Parteien zu vereinen.

In seinem ersten Demokrata-Leitartikel des neuen Jahres vertritt András Bencsik die Auffassung, dass 2024 nicht nur für Ungarn, sondern für die gesamte, mehrtausendjährige westliche Zivilisation entscheidend sein werde. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament gehe es nicht darum, wer gewinne bzw. verliere, sondern darum, ob das „gediegene europäische Leben“ eine neue Chance erhalte. Dieses europäische Leben definiert Bencsik als eines, in dem Geschichte friedlich auf Papier niedergeschrieben werde, nicht jedoch durch Drohnen und von wütenden Einwanderern verursachter Zerstörung.

In seinem für das Wochenblatt Mandiner verfassten Neujahrs-Leitartikel bringt Mátyás Kohán seine Hoffnung zum Ausdruck, dass Ungarn bessere Zeiten bevorstehen als im vergangenen Jahr – ein Jahr gekennzeichnet von wirtschaftlichen Problemen und den Brüsseler Versuchen, das Land auszuhungern. Das erste Drittel der rechtmäßig von Ungarn zu beanspruchenden europäischen Hilfsgelder sei freigegeben worden, und so könnten die Lehrergehälter endlich auf ein angemessenes Niveau angehoben werden, notiert Kohán. Noch wichtiger sei das langsam um sich greifende Verständnis seitens der Verbündeten Ungarns, dass ihre Politik gegenüber der Ukraine zu nichts führe. In der Folge könnten die ungarischen Positionen endlich aus ihrer Isolation ausbrechen, wie der Ausgang der Wahlen in den Niederlanden sowie die Ergebnisse von Meinungsumfragen in Deutschland und Österreich aufzeigten. Dennoch erwartet der regierungsnahe Kolumnist keine „Katharsis“. Stattdessen würde er sich gerne mit der Normalität der Jahre vor COVID abfinden, als Ungarns Wirtschaft stetig gewachsen sei.

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