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Péter Magyar irritiert die Opposition

22. Apr. 2024

Oppositionsnahe Kommentatoren entdecken Ungereimtheiten in Péter Magyars Deutungen des Zeitgeschehens, vor allem hinsichtlich seiner Haltung gegenüber der Ukraine.

In Heti Világgazdaság vertritt der Politikwissenschaftler Márton Bede die Auffassung, dass der neue Star der Opposition seinen raschen Erfolg der Unschärfe seiner Vorschläge verdanke. Magyars Kommunikation basiere auf drei Elementen: Hoffnung, Enthusiasmus sowie gegen die Elite gerichtete Gefühle. Alle drei Elemente hätten in den sozialen Medien großen Eindruck hinterlassen und keines davon werde von den übrigen Oppositionsparteien offeriert. Tatsächlich könnten die Menschen in diesen Parteien keine Hoffnung auf einen politischen Wandel erkennen, hätten sie doch vier aufeinanderfolgende Wahlen gegen den Fidesz verloren. Andererseits könne ein neuer Akteur ihre Vorstellungskraft beflügeln – vor allem, wenn seine Versprechen mehr oder weniger nebulös blieben.

In ihrem Leitartikel stimmt das Wochenmagazin Magyar Narancs mit den Spitzen von LMP und Momentum überein, die sich über Péter Magyars Beurteilung des Ukraine-Konflikts empören. (In einem Radiointerview hatte Magyar erklärt, die Ukraine entspreche in keiner Weise europäischen Standards, ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befinde sich in den Händen von Oligarchen und ausländischen Investoren. Zudem spräche die Mehrheit der Bevölkerung Russisch – Anm. d. Red.) Dies sei pure russische Propaganda, urteilt Magyar Narancs und führt solche Ansichten auf die Vergangenheit des Politikers innerhalb der regierenden Fidesz-Elite zurück. Das liberale Magazin kritisiert auch Magyars Aussage, er könne sich eine Koalition mit dem Fidesz vorstellen, sobald dieser Orbán und seine engsten Mitarbeiter losgeworden sei. „Wir könnten uns ein besseres Angebot vorstellen. Aber viele Leute scheinen bereit zu sein, sich mit so wenig zufrieden zu geben“, beklagen die Leitartikler.

Dávid Lakner hält diese Kritik für übertrieben. Niemals habe es Péter Magyar in seinen Äußerungen zur Ukraine verabsäumt, Russland als Aggressor zu bezeichnen oder die Ukraine bei der Verteidigung gegen die Invasion zu unterstützen, erklärt der Publizist in der Wochenzeitung Magyar Hang. Also selbst wenn einige seiner Äußerungen zur Ukraine falsch gewesen sein sollten, sei der Vorwurf ungerecht, er plappere Russland-Propaganda nach. Vielmehr werde er von regierungsnahen Propagandisten der „Kriegstreiberei“ bezichtigt, was bedeute, er stehe an der Seite der Ukraine, konstatiert Lakner.

Magyar repräsentiere neben der Demokratischen Koalition von Ferenc Gyurcsány eine der wichtigsten Strömungen der heutigen Opposition gegen die Regierung, schreibt Zoltán Ádám in Élet és Irodalom. Sein Problem liege darin, dass es sich bei beiden um „Populisten“ handele. Mit anderen Worten, sie würden sich mit billigen Versprechungen zufriedengeben. Ein Regimewechsel werde erst dann möglich sein, wenn die Liberaldemokraten zumindest eine relative Mehrheit innerhalb der Opposition erreicht hätten.

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