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Péter Magyar nach wie vor im Fokus

8. Apr. 2024

Die Wochenpresse misst dem Auftreten von Péter Magyar auf der politischen Bühne mehr Bedeutung bei als in den ersten zwei Wochen seines plötzlichen Aufstiegs zum beliebtesten Kritiker der aktuellen Regierung.

In Magyar Hang beschreibt der renommierte politische Analyst László Kéri das „Magyar-Phänomen“ als eine nur scheinbare Ein-Mann-Show. Tatsächlich stehe er für „ein drittes Ungarn“, das die politische Arena betrete – für Menschen also, die weder der Opposition noch der Regierung zuzuordnen seien. Magyar verkörpere eine traditionelle christliche, aber vom Fidesz enttäuschte Mittelschicht, glaubt Kéri.

Anders sieht das Zoltán Lakner von Jelen. Nach Einschätzung des Publizisten repräsentiert Magyar diejenigen Ungarn, die mit der Opposition inzwischen unzufrieden seien. Zu den Verlierern seines Erscheinens könnten die Partei des doppelschwänzigen Hundes sowie Momentum gehören – beide Kräfte seien dereinst als Kritikerinnen sowohl der Regierung als auch der Opposition angetreten. Infolgedessen, so fährt Lakner fort, könnte die Demokratische Koalition zwar ihre Kritiker innerhalb der Opposition loswerden, bekomme es jedoch mit einer neuen Opposition zu tun, die noch weniger an einer Zusammenarbeit interessiert sei.

Magyar mache sowohl die Regierung als auch die Opposition extrem nervös, beobachtet János Széky. Die Regierenden, so der Kolumnist in Élet és Irodalom, hätten an einem einzigen Tag für einen einzigen Beitrag einer ganzen Gruppe von Facebook-Influencern das Äquivalent von 80 Monaten Werbeeinnahmen von Élet és Irodalom ausgegeben. Sämtliche dieser Facebook-Posts hätten Magyar diskreditieren sollen. Andererseits, so fährt Széky fort, reagiere die stärkste Oppositionspartei, die Demokratische Koalition, mit Wut auf Magyar, der bisher gewaltige Menschenmengen zu seinen Veranstaltungen angelockt habe.

Im Leitartikel auf seiner ersten Seite wirft das Wochenmagazin Magyar Narancs der Staatsanwaltschaft vor, sie habe es versäumt, die Aussage von Ex-Justizministerin Judit Varga zu untersuchen. (Laut Varga hatten führende Regierungsbeamte ihre eigenen Namen aus der Anklageschrift in einem Korruptionsskandal tilgen lassen, in dem der Stellvertreter Vargas einer der Hauptangeklagten ist. Diese Aussage wurde von Magyar heimlich aufgezeichnet und der Staatsanwaltschaft im März vorgelegt – Anm. d. Red.) Die Leitartikler weisen die Behauptung der Staatsanwaltschaft zurück, wonach keine Dokumente aus den Akten der Behörde entfernt werden könnten. Magyar Narancs behauptet, Staatsanwälte würden stets die meisten der ihnen von der Polizei vorgelegten Unterlagen entfernen – entweder weil sie nicht relevant seien oder aus anderen potenziellen Gründen.

In seinem Demokrata-Leitartikel fragt András Bencsik, ob Magyars Auftauchen in der Politik wirklich so spontan sei, wie es den Anschein habe. Oder handele es sich bei ihm nicht vielleicht um einen „gut aufgebauten Agenten“, der lange Zeit heimlich Informationen gesammelt habe, um sie dann zu veröffentlichen, wenn es am heftigsten schmerze. Der Publizist erinnert daran, dass US-Botschafter David Pressman vor kurzem erklärt habe, Amerika fiele es schwer, sich mit der ungarischen Regierung zu arrangieren, bis man Worten Taten folgen lasse. Ob die nigelnagelneue Bewegung Magyars vielleicht ein Teil solcher „Taten“ sei oder ob sie wohl nur zufällig auftrete?, sinniert Bencsik.

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