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Wochenpresse zum zunehmenden Interesse an Péter Magyar

15. Apr. 2024

Da der neue Star der Opposition offenbar immer mehr Anhänger findet, werden sowohl Lob als auch Kritik stärker und häufiger.

Péter Magyar habe bereits einen Wandel im politischen Leben Ungarns herbeigeführt, beobachtet Szabolcs Szerető. Die Frage laute lediglich, wie weit dieser Wandel gehen werde. Magyars neue Partei könnte durchaus von den zunehmenden finanziellen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes sowie von seiner wachsenden internationalen Isolation profitieren, meint der Kolumnist im Wochenblatt Magyar Hang. Allerdings sei Politik keine Ein-Mann-Veranstaltung. Eine kleine Gruppe von Menschen könne den Kurs nicht verändern. Für einen echten Wandel müssten sich Massen von Ungarn organisieren, andernfalls könnte Péter Magyar als ein weiterer gefallener ungarischer Held enden, warnt Szerető.

In Élet és Irodalom verteidigt der ehemalige Diplomat György Odze Magyar gegen seine liberalen Mitstreiter, die ihn nicht mögen, weil er sich deutlich von ihnen unterscheide. Er sei nicht „unser“ Mann, aber auch nicht „ihrer“. Odze ruft die liberale Opposition zur Unterstützung Magyars auf, weil das Ziel, Ministerpräsident Orbán zu besiegen, sie verbinde – und weil er von einer „unverschämten“ Propagandakampagne der Regierungsanhänger verfolgt werde.

Zoltán Lakner erwartet bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni das möglicherweise schlechteste Ergebnis des Fidesz seit 14 Jahren. Sicher werde niemand von den Teilnehmenden das Gewünschte bekommen, so Lakner in Jelen. Die Demokratische Koalition könnte ihre Vormachtstellung im Oppositionslager gut und gerne verlieren, während die Magyar-Anhänger erkennen müssten, dass die alte Opposition anstatt von ihnen ersetzt zu werden durchaus nicht verschwinden dürfte. Diese beiden Hälften der Opposition würden dann vor der strategischen Frage stehen, wie sich ihre Bemühungen um einen Sieg über den jeweils anderen mit ihrem gemeinsamen Ziel einer Entmachtung des Fidesz verbinden ließen.

In ähnlicher Weise macht Árpád W. Tóta Péter Magyar darauf aufmerksam, dass er nicht der einzige regierungskritische Akteur in der Arena sei. Er hält es für unmöglich, die Demokratische Koalition auszulöschen, da sowohl die DK als auch ihre Verbündeten MSZP und Párbeszéd fest verankert seien, weil sie über eine politische Identität verfügen würden – nämlich die der ungarischen Linken. Schlussendlich, so resümiert der Kolumnist in Heti Világgazdaság, werde sich Magyar zwischen seinen beiden Widersachern entscheiden müssen – und zwar für den am wenigsten schlimmen von ihnen.

Unter den regierungsnahen Stimmen glaubt Tamás Pindroch, dass Magyar nur einer aus einer Reihe von linken, zum Scheitern verurteilten Heilspredigern sei. Linke Meinungsmacher hätten zunächst Ferenc Gyurcsány, dann Gordon Bajnai und die Gründer von Momentum, in der Folge Péter Márki-Zay und sogar den ehemaligen Jobbik-Chef Gábor Vona euphorisch begrüßt, erinnert Pindroch im Wochenjournal Mandiner und fügt hinzu, er könne nicht erkennen, warum Magyars Schicksal anders sein sollte als ihres. Politik sei ein Langstreckenlauf und Magyar habe sich fälschlicherweise wie ein Sprinter verhalten. Das wird laut Pindroch zu einem baldigen Verpuffen seiner Anstrengungen führen.

In einem Demokrata-Artikel führt der politische Analyst Ágoston Sámuel Mráz die plötzliche Beliebtheit Magyars auf die seit langem gärende Unzufriedenheit der linken Wählerschaft zurück. Andererseits erwartet Mráz, dass sich das regierungsfreundliche Lager angesichts der Herausforderung mobilisieren werde. Eher an den Rändern stehende Anhänger neigten zur Passivität, wenn die politische Stimmung gedämpft sei, denn sie hätten das Gefühl, dass ihre Stimmen nicht wirklich gebraucht würden. Nun aber, da Viktor Orbán unter Beschuss stehe, dürften die in den letzten Monaten weniger entschlossen auftretenden Fidesz-Wähler politisch aktiver werden und sich für ihre Partei einsetzen, prognostiziert Mráz.

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