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Willkommensgrüße an die neue US-Botschafterin in Ungarn

12. Nov. 2013

Analysten des gesamten politischen Spektrums glauben, dass die neue US-Botschafterin in Ungarn, Colleen Bradley Bell, vor ihrem Amtsantritt eher ein trübes Bild von Ungarn und seiner Regierung erhält, falls sie ihre Informationen aus der US-Presse bezieht.

Der amerikanische Präsident Barack Obama ernannte Colleen Bradley Bell zur neuen US-Botschafterin in Ungarn. Bell und ihre Familie spendeten und sammelten mindestens einige hunderttausend Dollar für Obamas Präsidentschaftswahlkämpfe. Die neue Botschafterin ist in Ungarn in erster Linie als Produzentin der populären Seifenoper „Reich und Schön” bekannt.

Barack Obama setze die Tradition seiner Vorgänger fort, indem er eine seiner Hauptunterstützerinnen während des Wahlkampfes belohne, die selbst jedoch keine wirklichen Ambitionen als Botschafterin in Ungarn habe, schreibt Levente Sitkei in Magyar Nemzet. Dem regierungsfreundlichen Kommentator zufolge sei Bell keine erfahrene Diplomatin und habe vermutlich wenig Kenntnisse über die ungarische Politik. Aus diesem Grund sei es wahrscheinlich, dass sie ihre Informationen über das Land aus Presseberichten und US-Unterlagen beziehe. Diese würden laut Meinung von Sitkei ein voreingenommenes Bild vermitteln und Ungarn als ein Land des Radikalismus und des Rassismus darstellen. Diese Einschätzung läge auf der Linie der jüngsten Stellungnahme der US-Botschaft vom Freitag. Darin verurteilte die Botschaft die Feierlichkeiten zur Ehrung des Zwischenkriegsregenten Miklós Horthy durch einen rechtsradikalen kalvinistischen Pfarrer sowie Parlamentsmitglieder von Jobbik und vertritt die Meinung, dass eine solche Veranstaltung von der politischen Führung hätte verurteilt werden sollen (vgl. BudaPost vom 9. November). Sitkei hofft dennoch, dass sich Botschafterin Bell den amerikanischen Idealen der Demokratie verpflichtet fühle, Vorurteile vermeiden und offen für andere Sichtweisen sein werde.

Colleen Bradley Bell werde die von der Orbán-Regierung praktizierte Doppelzüngigkeit lernen müssen, hält Attila Seres in Népszava fest. Die Stellungnahme der US-Botschaft deutet er wie folgt: „Washington hat Ungarn und seinen Ministerpräsidenten abgeschrieben“, der, räumt Seres ein, Rassismus und Antisemitismus zwar verurteile, aber gleichzeitig rassistische Trends tolerieren würde. Der linke Analyst rückt Orbán in die Nähe von Horthy, da beide Politiker den Antisemitismus vereinnahmten, um den rechtsextremen Parteien den Wind aus den Segeln zu nehmen.

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