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Simicska: Orbán – ein Stasispitzel

11. Mar. 2015

Die Kommentatoren sind mit Blick auf den Vorwurf, dass Ministerpräsident Viktor Orbán während seines Militärdienstes im Jahre 1982 vom kommunistischen Staatssicherheitsdienst angeworben worden sei, überwiegend skeptisch.

In einem Interview mit Mandiner äußerte sich Lajos Simicska unter anderem über den vor Aufnahme des Universitätsstudiums gemeinsam mit Viktor Orbán abgeleisteten Militärdienst im Jahre 1982. Dabei habe ihm Orbán offenbart, dass er den militärischen Vorgesetzten Bericht über ihn, Simicska, zu erstatten habe. Daraufhin hätten beide beschlossen, gemeinsam zu entscheiden, was Orbán berichten solle. In dieser neuerlichen Eskalationsstufe im Streit mit dem Regierungschef ließ der Fidesz-Magnat zudem durchblicken, Orbán könnte von den Staatssicherheitsorganen gegen Ende seiner einjährigen Armeezeit angeworben worden sein. Die entsprechenden Akten müssten, so Simicska, verschwunden, aber sicherlich in Moskau verfügbar sein. Demzufolge könnten gut informierte russische Quellen den Ministerpräsidenten erpresst haben, mutmaßte der ehemalige enge Vertraute Orbáns, dessen Firmen einst erheblich von öffentlichen Ausschreibungen profitiert hatten.

Im Aufmacher von Népszabadság heißt es, Simicska habe seine Beschuldigungen nicht mit Beweisen untermauert. Vielmehr „werden Zweifel bestehen bleiben“ – und der Zweifel sei der gefürchtetste Feind, dem sich der Ministerpräsident gegenübersehen könnte, denn der Fidesz werde vom Vertrauen in den Vorsitzenden zusammengehalten.

Auf HVG online äußert sich András Hont skeptisch, dass Viktor Orbán ein Informant gewesen sei. Doch glaube er auch nicht, dass sich Simicska die ganze Geschichte einfach nur ausgedacht habe. „Die Wahrheit werden wir wohl niemals erfahren“, notiert Hont resigniert.

László Szily ist „von Simicska nicht im Geringsten überzeugt worden“. Im Gegenteil äußert der Autor auf Cink die Ansicht, dass „Spitzelvorwürfe nicht in einer derartig unverantwortlichen Art und Weise erhoben werden sollten“. Szily hat nunmehr erhebliche Zweifel, ob Simicska irgendeinen Stich gegen Orbán in der Hinterhand habe.

Auf Pesti Srácok meldet sich der ehemalige konservative Ministerpräsident Péter Boross zu Wort und konstatiert, Viktor Orbán sei von den Staatssicherheitsdiensten 1982 als potenzieller Informant ausgewählt worden. Allerdings habe dieser eine Zusammenarbeit abgelehnt. (Boross hatte nach eigenen Angaben in seiner Funktion als für die Staatssicherheitsdienste zuständiger Minister 1990 Einsicht in die einschlägigen Akten. Seinerzeit hatten ähnliche Vorwürfe gegen den damaligen Oppositionspolitiker die Runde gemacht – Anm. d. Red.) „Die Beschuldigungen haben sich als pure Verleumdung entpuppt“, stellt Boross fest.

In Magyar Hírlap verweist auch Zsolt Bayer auf mittlerweile nicht mehr geheime Akten aus dem betreffenden Zeitraum. Diese seien ein Beleg für den vergeblichen Versuch der Dienste, den jungen Viktor Orbán anzuwerben. Bayer wirft Simicska vor, er spiele in die Hände „derjenigen, die alles tun würden, um dieser Regierung zu schaden“.

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