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Regierung kündigt Telekom-Verträge

19. Dec. 2015

Unter Kommentatoren des linken Spektrums macht sich Empörung breit über die Anordnung der Regierung, wonach Ministerien ihre Verträge bezüglich des mobilen Internets mit der Magyar Telekom zu kündigen haben. Zuvor hatte der in deutschem Mehrheitsbesitz befindliche Telekommunikationsriese das Sponsoring eines Sängers aufgekündigt, dessen Äußerungen über Frauen „im Widerspruch zu den Werten des Unternehmens stehen“.

Nachdem erst kürzlich Parlamentspräsident László Kövér mit seinen Äußerungen über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft eine heftige Debatte losgetreten hatte (vgl. BudaPost vom 17. Dezember), blies jetzt der Schlagersänger Ákos Kovács in das gleiche Horn. Der bereits seit geraumer Zeit für seine regierungsfreundliche Haltung bekannte Künstler sagte vor einigen Tagen in einem Fernsehinterview: „Die Bestimmung von Frauen besteht darin, jemandem zu gehören und ihm Kinder zu gebären, anstatt mehr Geld als Männer verdienen zu wollen.“ Unmittelbar nach Ausstrahlung des Interviews kündigte die Magyar Telekom (MT) ihren Sponsorenvertrag mit Ákos. Diese Entscheidung wiederum wurde vom für das Amt des Regierungschefs zuständigen Minister János Lázár als ein Akt von „Meinungsdiktatur“ bezeichnet. Das Kabinett beschloss in der Folge, ihre Verträge mit der MT über das mobile Internet aufzukündigen. Sämtliche Medien, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Internets, werden seither von wütenden Kommentaren überschwemmt.

Auf HVG online zieht Árpád W. Tóta die Behauptung durch den Kakao, wonach die Telekom „eine Meinungsdiktatur“ legitimiere. Beispielsweise habe er selbst niemals ein Ticket für ein Ákos-Konzert gekauft. Niemand, der recht bei Trost sei, würde ihm nunmehr vorwerfen, er wolle jemandem seine Meinung über Ákos aufzwingen. Tóta bezeichnet die Reaktion der Regierung als Ausdruck einer Proleten-Mentalität.

János Haász vergleicht die Angelegenheit mit einer Schlägerei unter Strolchen. Auf Index äußert der Autor die Ansicht, dass weitere Schläge folgen dürften und die Magyar Telekom die Regierung gut und gerne dazu zwingen könnte, das Volumen der aufgelösten Verträge zu erstatten, falls MT die Sache von Gericht bringen sollte. Haász erwähnt zudem einen möglichen „deutschen Gegenschlag“, der noch viel schmerzhafter sein könnte als die bisherigen.

„Je suis Ákos“, schreibt der Europaabgeordnete László Surján auf seiner Facebookseite. Der christdemokratische Politiker pflichtet der Regierung in ihrer Einschätzung bei, dass die Telekom anderen Menschen ihre eigene Meinung aufzwingen wolle. Jedem stehe es frei, die Ansichten von Kövér und Ákos nicht zu teilen, die überzeugt seien, dass die Mutterschaft eine der wichtigsten und wunderbarsten Dinge im Leben einer Frau sei. Allerdings lehnt Surján Versuche ab, „Meinungsterror“ zu verbreiten.

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