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Nach dem Brexit: Revolution gegen die Eliten?

2. Jul. 2016

In Magyar Idők wird beleuchtet, inwiefern es sich bei liberalen Demokratien um Herrschaftsbereiche von Aristokratien handelt. Ein konservativer Journalist sinniert angesichts des Brexit-Referendums in Großbritannien über eine „Revolution des Elitenhasses“.

Heutzutage handele es sich bei der liberalen Demokratie um eine kolossale Lüge, ein von einer winzigen Minderheit samt deren Helfershelfern für „die geistig Minderbemittelten“ fabriziertes Manipulationswerkzeug, wettert László Tőkéczki in einem Kommentar für Magyar Idők. Nach Ansicht des Historikers zeigen sich die europäischen Eliten mittlerweile von Volksabstimmungen entnervt. „Weswegen spricht man von Demokratie, wenn die Leute so wählen, wie es den Eliten in den Kram passt? Und weswegen heißt es Populismus, wenn das nicht der Fall ist?“, fragt Tőkéczki und kritisiert massiv das, was er als „George Soros-Demokratie“ bezeichnet. Dabei gestatte der Reichtum des Investors den Aufbau einer hierarchischen Gesellschaft, in der „die Hillary Clintons“ alles entscheiden könnten.
In diesem Sinne, so Tőkéczki, seien moderne liberale Demokratien nichts weiter als eine aristokratische, von Medien massiv gestützte Herrschaft, wobei die Presse entweder bestochen oder „auf Elitekursen“ darauf getrimmt worden sei, in einer unvernünftigen und dogmatischen Art und Weise zu wirken. Folglich sei es kein Wunder, dass die Äußerungen von Viktor Orbán über eine „illiberale Demokratie“ einen so massiven Aufschrei der Entrüstung ausgelöst hätten (der von Orbán 2014 in einer Rede verwendete Begriff hatte heftige Debatten ausgelöst [vgl. Budapost vom 4. August 2014] – Anm. d. Red.). Dabei gehe es in diesem Begriff um nichts mehr als um die Wiedereinsetzung einer dem Volk dienlichen Politik und die Entmachtung „der parasitären Eliten-Demokratie“, behauptet Tőkéczki abschließend.

In Magyar Hírlap zollt Isván Lovas dem am Donnerstag vereidigten neuen Präsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte, Lob. Angesichts der Brexit-Abstimmung sowie der Wahl von Virginia Raggi, Kandidatin der Fünf-Sterne-Bewegung, zur Bürgermeisterin von Rom sieht Lovas im Sieg Dutertes die jüngste Entwicklung im Rahmen einer weltweiten „Revolution des Elitenhasses“ – einer Revolution, die der Autor für nicht mehr zu stoppen hält. Gleichzeitig kritisiert der Autor eine am Mittwoch in Népszabadság erschienene Kolumne von Bernard-Henri Lévy, in der der französische Philosoph den Brexit als einen Sieg der Ignoranz über das Wissen, der Dummheit über den Geist bezeichnet. (Der Text war bereits am 25. Juni in der französischen Tageszeitung Le Monde veröffentlicht worden – Anm. d. Red.)
Lovas begrüßt begeistert das Versprechen des neuen philippinischen Präsidenten, entschieden gegen Drogenhändler vorgehen zu wollen. Darüber hinaus preist er den Schwur Dutertes, wonach verdächtige Kriminelle zu töten seien. „Wen interessiert auf dieser abseits gelegenen Insel schon, was herausragende Verteidiger von Freiheit und Menschenrechten im Westen herumquaken?“, fragt Lovas enthusiastisch und stellt die rhetorische Frage: „Raggi, Brexit und nun Duterte. Wer ist derjenige, auf den wir Unmenschen uns als nächstes freuen können?“

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