Orbán beim traditionellen Schweineschlachten
24. Jan. 2022Eine der führenden linken Wochenzeitungen spottet über das Facebook-Video des Ministerpräsidenten, das ihn beim Besuch einer traditionellen Schweineschlachtung zeigt. Ein gemäßigt konservativer Analyst meint, dass Ministerpräsident Orbán eine postmoderne politische Kampagne gestartet habe.
168 Óra spottet in einem Leitartikel auf der ersten Seite über Ministerpräsident Orbán, der ein Video gepostet hat, das ihn beim Besuch einer traditionellen ländlichen Schweineschlachtung präsentiert. Das linke Wochenmagazin hält das Video für einen pathetischen und absurden symbolischen Wahlkampfgag. Es sei absurd, wenn Orbán suggeriere, er sei ein ganz normaler Mensch. 168 Óra kritisiert den Ministerpräsidenten massiv, weil er sich offenbar weigere, eine öffentliche Debatte mit dem Spitzenkandidaten der Opposition zu führen (siehe BudaPost vom 20. Januar). Der Regierungschef sei nicht bereit, an einer Fernsehdebatte teilzunehmen, weil er eine erneute Wahlniederlage befürchte – wie 2006 nach dem letzten TV-Duell mit dem damaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány.
Auf Azonnali warnt Gábor Balogh die Linke davor, die öffentlichen Auftritte von Ministerpräsident Orbán, darunter sein Video über das Schweineschlachten, auf die leichte Schulter zu nehmen. Der gemäßigt konservative Analyst weist darauf hin, dass Viktor Orbán das getan habe, was jeder andere Politiker vor Wahlen eben so tue: eine Kampagne starten, um seine Anhänger zu mobilisieren. Da Ministerpräsident Orbán seine ländliche Herkunft und sein Image als normaler Mensch habe betonen wollen, sei es vernünftig, das Schweineschlachten zum Thema zu machen, schreibt Balogh. Dem Ministerpräsidenten Provinzialität vorwerfende urbane Progressive würden dem Fidesz in die Hände spielen, da eine derartige Rhetorik die meisten ländlichen Wähler verprellen dürfte.
Laut Balogh verfolgt Orbán eine postmoderne Strategie. So suggeriere er, dass der Ministerpräsident ein bodenständiger Mensch sei, der dem gesunden Menschenverstand folge und wie ein kluger und schlauer Cousin aussehe, der die Dinge in die Hand nehmen könne. In der Politik des 21. Jahrhunderts gehe es eher darum, attraktive postmoderne Alternativ-Universen zu kreieren, als die Wähler durch traditionelle Überzeugungsarbeit zu überzeugen, argumentiert Balogh.
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