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Minister soll Nazi-Terminologie verwendet haben

14. Mar. 2023

Regierungsnahe Kolumnisten weisen die Kritik eines Historikers zurück, der Minister Gergely Gulyás den Rückgriff auf Nazi-Terminologie vorgeworfen hatte.

In seiner regelmäßigen Wochenpressekonferenz hatte Gergely Gulyás am Donnerstag letzter Woche erklärt, die Absicht der Europäischen Kommission, die von Stiftungen betriebenen Universitäten Ungarns vom europäischen Erasmus-Austauschprogramm auszuschließen, sei ein Akt „anti-ungarischer, rassistischer Rache, um ein hässliches Wort zu benutzen“. Später fügte der für das Büro des Regierungschefs zuständige Minister hinzu, dass es nur eine menschliche Rasse gebe und „wenn Sie diesen Ausdruck als anstößig empfinden, einigen wir uns darauf, dass dies ein Akt anti-ungarischer Rache war“. (Zum Erasmus-Streit siehe BudaPost vom 8. März.) Tags darauf erklärte der entschieden regierungskritische Historiker Krisztián Ungváry gegenüber dem Fernsehsender RTL, dass der Minister „es fertiggebracht hat, sich bei der Darlegung seiner Gedanken der Nazi-Terminologie zu bedienen“. Das Büro des Ministers erläuterte daraufhin gegenüber RTL, dass der Ausschluss mit der angeblichen Nichteinhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien in Ungarn begründet worden sei. Finanzielle Sanktionen könnten jedoch nur verhängt werden, wenn die ordnungsgemäße Verwendung von EU-Geldern gefährdet sei. Davon könne bei den Erasmus-Stipendien keine Rede sein, da sie direkt an die Studierenden gingen.

Seit Donnerstag hat Mandiner der Stellungnahme Ungvárys drei Artikel gewidmet. László Bernát Veszprémy nennt den Historiker verantwortungslos und macht darauf aufmerksam, dass mutwillige Nazi-Vorwürfe auf eine Relativierung des Holocaust hinauslaufen. In ähnlicher Weise warnt Mátyás Kohán davor, „Anti-Nazi-Munition“ bei Menschen zu verschwenden, die offensichtlich nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun hätten. „Diese Munition könnte irgendwann zukünftig gebraucht werden. Verschwenden Sie sie nicht!”, rät Kohán. Mihály Nánai erklärt, dass die ungarischen Autoren in der Vergangenheit mit dem Begriff „Rasse“ das „Volk“ gemeint hätten, und in diesem engeren Sinne habe der Minister von „rassischer Rache“ gesprochen.

Gyula Haraszti fragt, warum Ungváry nicht protestiert habe, als liberale Gruppen Jobbik-Politiker mit offenen Armen begrüßt haben – Politiker also, die vor nicht allzu langer Zeit öffentlich mit dreisten antisemitischen Gesten posiert hatten. In der Tageszeitung Magyar Nemzet weist der Kolumnist auch darauf hin, dass der Historiker ein bekannter Sammler von Nazi-Uniformen sei. Vermutlich verspüre Ungváry eine von Nazi-Utensilien ausgehende „krankhafte Anziehungskraft“. Das würde erklären, warum er Nazis sehe, wo gar keine existierten.

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