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Oppositionsnahe Zeitung springt Péter Magyar nicht bei

1. Apr. 2024

Die Wochenzeitungen und -magazine waren bereits im Druck, bevor die ehemalige Justizministerin Judit Varga in einem 145-minütigen Videointerview schilderte, wie sie von ihrem Mann während der 16 Jahre ihrer Ehe emotional missbraucht worden sei. Die überregionale linke Tageszeitung hingegen veröffentlicht in einer einzigen Ausgabe gleich vier Kommentare zu der Affäre, wobei niemand von den zwei Autorinnen und zwei Autoren die Vorwürfe Vargas wirklich in Zweifel zieht.

In einem ersten Kommentar zu Vargas Interview hatte der politische Analyst Gábor Török erklärt, dass das Schicksal der Kampagne von Péter Magyar gegen die Regierung weitgehend davon abhängen werde, ob die Oppositionsmedien ihrer Geschichte Glauben schenken werden (siehe BudaPost vom 29. März).

In Népszava vergleicht Zoltán Batka die umfassende Tirade von Judit Varga gegen ihren Mann mit den „Distanzierungen“, die Sektenmitglieder gegenüber abtrünnigen Ex-Mitgliedern ihrer jeweiligen Gemeinschaft abgeben müssen. Batka räumt ein, er habe „keinen blassen Schimmer“, ob Varga ein Opfer sei oder es sich bei Magyar, der der Regierung institutionalisierte Korruption zur Last lege, um einen narzisstischen emotionalen Täter handele.
Zsófia Frank glaubt, dass Vargas Auftritt ihren ehemaligen Ehemann und die ganze Familie in den tiefsten Sumpf der Boulevardmedien gezogen habe. Wie viel von ihren Äußerungen der Wahrheit entsprächen, müsse jeder für sich selbst entscheiden, meint die Kommentatorin.
Das Waschen von schmutziger Wäsche sei ein sehr schlechtes Stadium in einer in die Binsen gegangenen Beziehung – ganz unabhängig davon, welcher Partner mehr Schuld auf sich geladen habe als der bzw. die andere, notiert Chefredakteur Péter Németh in der gleichen Népszava-Nummer.
Die ehemalige MSZP-Vorsitzende Ildikó Lendvai schließlich bezeichnet den YouTube-Auftritt Judit Vargas als Gegenoffensive des Fidesz, um den Kritiker der Partei als Psychopathen zu diffamieren. Magyar mag durchaus einer sein, räumt die ehemalige Politikerin ein, fragt aber, ob das seine regierungskritischen Behauptungen entkräften würde.

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