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Trump und Ungarn

11. Nov. 2016

Auch wenn der designierte Präsident der Vereinigten Staaten augenscheinlich keine spezielle Ungarn-Strategie verfolgt, geht ein konservativer Analyst davon aus, dass die frühzeitige Unterstützung der Kandidatur Donald Trumps durch Ministerpräsident Orbán in Umfeld des Milliardärs möglicherweise zur Kenntnis genommen worden sei.

Im Laufe des Jahres hatte sich Ministerpräsident Viktor Orbán zweimal öffentlich wohlwollend über die Ansichten des republikanischen Präsidentschaftskandidaten geäußert. Konkret ging es um die Themen Immigration und Terrorismus (vgl. BudaPost vom 25. Juli und 29. Oktober). Orbáns Sprecher bestreitet, dass er im Wahlkampf parteiisch gewesen sei. Als jedoch klar wurde, dass Trump zum neuen Präsidenten der USA gewählt wurde, schrieb der Ministerpräsident auf seiner Facebook-Seite (auf Englisch): „Was für großartige Neuigkeiten. Die Demokratie lebt noch.“

Der Ministerpräsident sei mit seiner frühzeitigen Zustimmung zu Trumps Kandidatur ein großes Risiko eingegangen, meint András Zsuppán auf Válasz. In gewisser Weise habe seine Position auch etwas mit berechnendem Kalkül zu tun, seien das Clinton-Team und die von ihr an John Kerry vererbten Mitarbeiter des Außenministeriums doch sowieso vehement Orbán kritisch gewesen. Man könne somit davon ausgehen, dass Orbán nichts zu verlieren gehabt habe. Dennoch sei es ein ziemlicher Affront gewesen, die Migrationspolitik von Hillary Clinton als für Ungarn „tödlich“ zu bezeichnen, was man sicher nicht vergessen hätte, wäre Clinton Präsidentin geworden, so Zsuppán. Und, fügt er hinzu, die Welt habe ihren Sieg erwartet. Der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau habe im September vor der UNO-Vollversammlung eine Anti-Trump-Rede gehalten und Boris Johnson kurz vor seinem Einzug ins Außenministerium geäußert, er würde nicht nach New York reisen aus Angst, Donald Trump könnte ihm über den Weg laufen. Unter diesen Umständen sei es riskant gewesen, für Trump Partei zu ergreifen, was in Washington nicht unbemerkt bleiben dürfte, mutmaßt der konservative Autor. In seinen Schlussbemerkungen weist Zsuppán auf das Bauchgefühl des Ministerpräsidenten hin. Das Gespür für die Gefühle gewöhnlicher Leute verleite ihn häufig zu überraschenden Schritten gegen die dominierenden Tendenzen unter Missachtung gängiger Ideen und der sie vertretenden Meinungsführer. Dieses Mal, so Zsuppán, hätten ihm die Ereignisse Recht gegeben.

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